Ruhrtriennale 2023: Die Natur des Menschen im künstlerischen Fokus

Es sind die großen Fragen, die Ruhrtriennale-Intendantin Barbara Frey umtreiben. Die Fragen nach der Natur des Menschen, nach Deutungen aus Kultur und Wissenschaft, nach den richtigen Orten und Zeiten für den Wandel. Die nach dem Wesendes Menschen stellt sie nun in den Mittelpunkt ihrer dritten und letzten Spielzeit im Ruhrgebiet. In 34 Produktionen und Projekten setzt sich die Ruhrtriennale vom 10. August bis zum 23. September damit auseinander.

Ehemalige Industriehallen, eine Kirche, ein Kino in den Städten Bochum, Dortmund, Duisburg und Essen werden zu Schauplätzen der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Verständnis oder auch Unverständnis der menschlichen Natur. Das „Stück der Stunde“ ist dabei für Barbara Frey der Shakespeare-Klassiker „Ein Sommernachtstraum“. Verwirrend, nicht in Genre-Grenzen fassbar, sogar beunruhigend sei das Stück, das das Publikum mitnimmt ins Niemandsland zwischen Wahn und Realität. Gemeinsam mit dem Burgtheater Wien hat Frey den Sommernachtstraum für die Ruhrtriennale inszeniert und als Eröffnungspremiere des Festivals am 10. August in der Kraftzentrale des Landschaftsparks Duisburg-Nord auf den Spielplan gesetzt. Auf der Besetzungsliste finden sich so prominente Namen wie Markus Scheumann, Birgit Minichmayr und Meike Droste.

In der Mischanlage der Kokerei Zollverein in Essen ist ab dem 20. September mit Dostojewskis furiosem Monolog „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch", gespielt von Nina Hoss, die letzte Premiere von Barbara Frey als Intendantin der Ruhrtriennale zu sehen. Das Publikum folgt der Hauptfigur in den düsteren Keller und wohnt der zynischen, illusionslosen und auch aggressiven Abrechnung mit der Gesellschaft bei.

Eintauchen, mitmachen, diskutieren

Aber nicht nur mit schauspielerischen Mitteln nähert sich die Ruhrtriennale den großen Fragen an. So entwickelt die tschechische Künstlerin und Filmemacherin Eva Ko?átková eine weitläufige, immersive Rauminstallation in der Liebfrauenkirche Duisburg, Titel „My body is not an island“. Der riesige, begehbare Metallkörper wird flankiert von fiktiven und realen Geschichten, die von physischer oder psychischer Unterdrückung erzählen. Die Erzählungen aus menschlicher, tierischer und pflanzlicher Perspektive werden wöchentlich von Performerinnen und Performern aktiviert und können vom Publikum durch eigene Erfahrungen ergänzt werden. Die Arbeit ist ein Beitrag von Urbane Künste Ruhr zum diesjährigen Programm.

In der Sparte Literatur und Diskurs geht es ebenfalls um die Natur des Menschen. Drei Termine stehen an: „Natur und Luxus“ mit Lukas Bärfuss, Bibiana Beglau, Pollyester und Philipp Bloom am 27. August, „Natur und Technik“ mit Lukas Bärfuss, Anna Drexler, Theo Nabicht und Jutta Weber am 3. September sowie „Natur und Traurigkeit“ mit Lukas Bärfuss, Wiebke Puls, Carl Oesterhelt, Sachiko Hara und Matthias Glaubrecht am 10. September, alle im Maschinenhaus Essen.

Unter den fünf Uraufführungen des Festivals ist die Musiktheater-Produktion „Die Erdfabrik“, mit der Komponist Georges Aperghis und Schriftsteller Jean-Christophe Bailly eine imaginäre Reise ins Innere der Erde antreten (ab 11. August, Gebläsehalle im Landschaftspark Duisburg-Nord). Im Zusammenspiel mit flüchtig-wandelbaren animierten Zeichnungen lassen fünf Musikerinnen und Musiker die Szenerie durch Klang, Wort und Körper entstehen.

Zu den acht deutschen Erstaufführungen gehört das Tanzprojekt „Skatepark“ von Mette Ingvartsen am Eröffnungswochenende in der Jahrhunderthalle Bochum. Tänzerinnen und Tänzer loten gemeinsam mit lokalen Skate-Communities Berührungspunkte zwischen ihren Bewegungsparten aus. Dabei wird die Jahrhunderthalle als Skatepark zur Bühne.

Volles Programm mit mehr als 100 Veranstaltungen

Insgesamt präsentiert die Ruhrtriennale 2023 in 113 Veranstaltungen 34 Produktionen und Projekte an zwölf Orten, ergänzt durch Publikumsgespräche sowie digitale Video- und Audioangebote. Sie freue sich darauf, in diesem Sommer gemeinsam mit den Kunstschaffenden und dem Publikum „die drängenden Fragen zu stellen, mit Neugier und Freude, mit Nachdenklichkeit und Gelächter, in freundschaftlicher Nähe und Komplizenschaft“, so Barbara Frey in ihrem Vorwort zum Programm. Die diesjährige Ruhrtriennale ist die dritte und turnusgemäß letzte Ausgabe der Intendantin. Ihre Nachfolge tritt der belgische Theaterregisseur und künstlerische Leiter des Internationaal Theater Amsterdam (ITA) Ivo van Hove an.

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Die Tickets für alle Veranstaltungen gibt es bis zum 4. Juni mit Frühbucherrabatt.