Die Mülheimer Theatertage werden 50
Hier zählt nicht die Inszenierung, sondern der Text: Bis zum 31. Mai machen die Mülheimer Theatertage, kurz “Stücke” genannt, die Ruhrstadt wieder zum Treffpunkt der deutschsprachigen Bühnenwelt.

Für Helge Schneider sind sie “der einzige Grund, warum ich nicht aus Mülheim weggehe”, so der Musiker und Komödiant in seiner schmunzelnd dargebotenen Videogratulation. Für viele dürfte es sich genau anders herum verhalten, denn für nicht wenige sind die Mülheimer Theatertage wohl der entscheidende Grund, nach Mülheim zu kommen. Zum 50. Mal werden die “Stücke” in diesem Jahr ausgerichtet und haben einen festen Platz im Kalender der Theaterschaffenden im deutschsprachigen Raum. Die herausgehobene Stellung liegt wesentlich am Fokus, denn in Mülheim steht nicht die Inszenierung im Mittelpunkt der Bewertung, sondern das “Stück”, der Text, seine Sprache und Entwicklung. Die Diskussionen der Jury sind öffentlich, und auch das Publikum vergibt – nach hinreichender Aussprache – seinen eigenen Preis.
Seit 2007 widmen sich die Theatertage auch intensiv dem jüngeren Publikum. Die “KinderStücke” sind mittlerweile fester Bestandteil, und doch auch immer noch Entwicklungsgebiet. Aus 250 Einreichungen wählte die Jury im Vorfeld sieben Stücke für den Erwachsenenwettbewerb aus – beim Nachwuchs stehen fünf Stücke im Wettbewerb, ausgewählt aus gerade einmal 15 Einreichungen.

Für den Mülheimer Dramatikpreis nominiert sind “Doping” von Nora Abdel-Maksoud (Münchner Kammerspiele), “Altbau in zentraler Lage” von Raphaela Bardutzky (Schauspiel Leipzig), “Frau Yamamoto ist noch da” (Dea Loher, Schauspiel Stuttgart), “Staubfrau” (Maria Milisavljević, Schauspielhaus Zürich), “They Them Okocha” (Bonn Park, Schauspiel Frankfurt), “Das beispielhafte Leben des Samuel W.” (Lukas Rietzschel, Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau) und schließlich “Asche” von Elfriede Jelinek (Thalia Theater Hamburg). Insgesamt 23 Mal war Jelinek bisher ausgewählt und führt die Liste der bisherigen Nominierungen deutlich an, viermal hat sie den Mülheimer Dramatikpreis auch bekommen.
Für die KinderStücke wurden nominiert: “Aufräumen. Ein ordentliches Stück Chaos” (Tina Müller & Theater Fallalpha, Zürich), “Pembo. Halb und halb macht doppelt glücklich” (Ayşe Bosse, Hessisches Staatstheater Wiesbaden), “T-Rex, bist du traurig? (Steht dein T für Tränen?)” (Fayer Koch, Theater der Jungen Welt Leipzig), “Woche – Woche” (Lara Schützsack, GRIPS Theater Berlin) und “Freddie und die ganze Katastrophe” (Ensemble Mummpitz, Theater Mummpitz Nürnberg).
Näher kennenlernen kann man die Autorinnen und Autoren im Podcast der Theatertage, die noch am 31. Mai mit der traditionellen Jurydebatte in der Mülheimer Stadthalle zu Ende gehen.