„Chagall, Matisse, Miró – Made in Paris“
Ab September zeigt das Museum Folkwang in Essen die Ausstellung „Chagall, Matisse, Miró – Made in Paris“, die basierend auf der Sammlung des Hauses herausragende Originalgrafiken, Künstlerbücher und Mappenwerke vom frühen 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart präsentiert. Mehr als 250 Exponate lassen ein zentrales Kapitel der Kunstgeschichte der Moderne lebendig werden. Die Schau ist bis zum 7. Januar 2024 zu sehen.

© Successió Miró / VG Bild-Kunst, Bonn 2023,
Foto: Museum Folkwang, Essen
Chagall, Matisse, Miró – sie alle wussten die kleine Form des Kunstbuchs zu schätzen. Zum ersten Mal präsentiert das Museum Folkwang nun ein umfangreiches Konvolut an herausragenden Künstlerbüchern und Mappenwerken aus seiner Grafischen Sammlung. Zu sehen sind darunter etwa Pierre Bonnards Parallèlement, Jazz von Henri Matisse, Daphnis et Chloé von Marc Chagall, A toute épreuve von Joan Miró oder La Tauromaquia von Pablo Picasso. Wichtige Leihgaben anderer Museen sowie aus Privatbesitz ergänzen die Schau. Ausgewählte Gemälde veranschaulichen die Verbindungen zwischen Grafik und Malerei. Ebenfalls gezeigt werden lithografische Künstlerplakate, unter anderem von Théophile-Alexandre Steinlen, Henri de Toulouse-Lautrec oder Pablo Picasso, die ebenfalls in Paris entstanden sind. Eigens von den Künstlern entworfen, doch in hoher Auflage produziert, lösten sie den Anspruch einer Kunst für alle ein.

42 x 65,5 cm © Succession H. Matisse / VG Bild-Kunst, Bonn 2023
Foto: Museum Folkwang, Essen
Holzschnitte, Radierungen und Lithografien
Bereits seit 130 Jahren ist Paris ein Zentrum für die Produktion originalgrafischer Kunstwerke. So entwickelte sich die französische Metropole im 20. Jahrhundert rasch zu einem führenden Ort für die Herstellung und den Vertrieb von Druckgrafik. Künstler wie Pierre Bonnard, Henri Matisse, Max Ernst oder Joan Miró produzierten an der Seine Holzschnitte, Radierungen oder Lithografien, mit denen sie ein breiteres Publikum als mit Gemälden erreichen konnten. Einen besonderen Stellenwert nahmen Künstlerbücher mit Originalgrafik ein: In kreativem Dialog mit einer literarischen Vorlage entstanden Bildmotive, die den jeweiligen Text auf einzigartige Weise illustrieren und kommentieren. Die Initiative hierzu ging oft von Verlegern wie Ambroise Vollard, Tériade oder Aimé Maeght aus, doch auch die spezialisierten Druckwerkstätten hatten einen wichtigen Anteil am Zustandekommen der Werke. Trotz ihres Titels wurden Künstlerbücher übrigens meist nicht gebunden sondern als Portfolio von Einzelblättern verkauft, was eine Vielzahl von Präsentationsformen ermöglichte.

Foto: Museum Folkwang, Essen
Die Geschichte des Künstlerbuchs
Dass die Pariser Drucktradition bis heute fortbesteht, zeigen ausgewählte Arbeiten der letzten Jahre, unter anderem von Roland Topor, Jim Dine und David Lynch, der nicht nur für seine Filme, sondern auch für seine Arbeit auf dem Gebiet der Lithographie bekannt ist. Ihren ganz eigenen Zugang zur Gattung Künstlerbuch findet eine junge Generation von Künstlerinnen und Künstlern wie Brecht Evens, Rafaël Rozendaal oder Olympe Racana-Weiler. Insgesamt betrachtet zeichnet die Ausstellung im Museum Folkwang eine über 120-jährige Geschichte des Künstlerbuchs nach, deren Ende auch im digitalen Zeitalter nicht abzusehen ist. Gleichzeitig beleuchtet die Schau den Weg von der Malerei zur Druckgrafik bis hin zum Künstlerplakat und stellt die Wirkung der Kunst in die Breite der Gesellschaft in den Mittelpunkt.