Ein Festival für Alma Mahler-Werfel

Alma Mahler-Werfel war eine der schillerndsten Persönlichkeiten des beginnenden 20. Jahrhunderts: Künstlerin, Muse, Salonière, Femme Fatale und unbeirrbarer Erfolgsmotor großer Künstler ihrer Zeit. Sechs Essener Kulturinstitutionen widmen ihrem Leben und Schaffen das Festival "Doppelbildnisse".

Die Lebensläufe vieler bekannter Künstler sind eng mit dem Leben und der Persönlichkeit Alma Mahler-Werfels (geboren am 31. August 1879 in Wien, gestorben am 11. Dezember 1964 in New York) verknüpft: Ehen, Affären und Obsessionen verbanden sie mit Gustav Mahler, Oskar Kokoschka, Walter Gropius und Franz Werfel; in zahlreichen Werken spiegeln sich diese Verbindungen wider. Zudem pflegte sie Freundschaften u. a. mit Leonard Bernstein, Benjamin Britten, Carl Zuckmayer, Maurice Ravel, Heinrich und Thomas Mann, Alban Berg, Erich Maria Remarque, Richard Strauss, Igor Strawinsky und vielen mehr. Ihr bewegtes Leben, ihre umstrittene Persönlichkeit und ihr Einfluss bieten also mehr als genug Stoff für ein interdisziplinäres Festival. Bis zum 20. Juni beleuchtet "Doppelbildnisse. Alma Mahler-Werfel im Spiegel der Wiener Moderne" sowohl Alma Mahlers Biografie als auch ihr – im Schatten der berühmten Ehemänner stehendes – Schaffen aus unterschiedlichen künstlerischen und gesellschaftspolitischen Perspektiven. Für das Projekt kooperieren das Aalto Musiktheater, die Alte Synagoge, die Essener Philharmoniker, die Folkwang Universität der Künste, das Museum Folkwang und die Philharmonie Essen. Mit Ausstellungen, Konzerten, Gesprächen, Vortragsreihen und Aufführungen nähern sie sich einer außergewöhnlichen Frau und umstrittenen Persönlichkeit.

Frau in Blau

Den Auftakt des Festivals bildet die Ausstellung "Frau in Blau – Oskar Kokoschka und Alma Mahler", die das Museum Folkwang bis zum 22. Juni zeigt. ((https://doppelbildnisse.de/info-1 )) Das Haus präsentiert erstmals seit über 30 Jahren die von Alma Mahler inspirierten Werke des Expressionisten Oskar Kokoschka. Die annähernd 30 Arbeiten – überwiegend Leihgaben aus internationalen Sammlungen – offenbaren die Dramatik ihrer Liebesbeziehung und markieren wichtige Wendepunkte in Kokoschkas Malweise. Knapp drei Jahre war die Witwe des Komponisten Gustav Mahler mit Kokoschka liiert. Kurz zuvor war ihr erster Ehemann, der Komponist Gustav Mahler, verstorben. Die obsessive Liebe, die Oskar Kokoschka innerhalb kürzester Zeit für Alma Mahler entwickelt, findet Ausdruck in Gemälden, Zeichnungen, Fächern und einem Wandbild. Den Höhepunkt dieser kreativen Besessenheit erreicht er um 1919, als er nach dem Vorbild Alma Mahlers eine lebensgroße Puppe anfertigen lässt. Das Gemälde, das er davon anfertigt, ist das titelgebende Werk der Essener Ausstellung.

Mahler-Werfel und die Musik

Musik und Komposition spielten eine große Rolle im Leben der gebürtigen Österreicherin. Die Tochter des Wiener Landschaftsmalers Emil Jakob Schindler und der Sängerin Anna Sofie Schindler erhielt eine gründliche musikalische Ausbildung und komponierte auch selbst. Und so steht ihr Schaffen auch im Fokus des zweiten Komponistinnen-Festivals "her:voice" am Aalto Musiktheater in Essen vom 20. bis 23. März. Zudem stehen in der Philharmonie im Mai auch Sinfonien Gustav Mahlers auf dem Programm.

Die Folkwang Universität der Künste steuert Formate bei, die weitere Aspekte der Welt um Alma Mahler-Werfel beleuchten – wie etwa die Zeit der Flucht und des Exils im Zweiten Weltkrieg. Darunter sind zum Beispiel ein Liederabend des Studiengangs Gesang, ein Bewegungsprojekt des Studiengangs Schauspiel, eine musikalische Performance des Studiengangs Musical, ein Walking Act des Studiengangs Regie sowie eine Ausstellung des Fachbereichs Gestaltung.

Die Alte Synagoge thematisiert Alma Mahler-Werfels antisemitische Äußerungen im Symposion "Meine Seele ist voller Harm gegen sie". Eine unterhaltsame Begegnung mit Berta Zuckerkandl, Journalistin und Mitbegründerin der Salzburger Festspiele, bietet "Wien, 1901. Ein Zuckerkandl-Salon." Während solch einer Abendgesellschaft lernte Alma Schindler seinerzeit ihren späteren Ehemann Gustav Mahler kennen.

Zum Abschluss des Festivals präsentieren sich die beteiligten Institutionen am 21. Juni gemeinsam mit einer ortsübergreifenden "Bewegten Finissage". Dabei führen Studierende der Folkwang Universität der Künste das Publikum mit Ausschnitten aus ihren Produktionen vom Museum Folkwang in die Philharmonie Essen, wo die verschiedenen Sparten und künstlerischen Verortungen miteinander verbunden werden und im Themenabend Wien um 1900 gipfeln.

Das gesamte Programm steht hier.