Festivals im Ruhrgebiet
Kultur am Stück - das Ruhrgebiet punktet mit hochkarätigen, spannenden, internationalen, traditionsreichen, experimentellen, bekannten und unbekannten Festivals. Die Höhepunkte der nächsten Monate finden Sie hier:
Kultur am Stück - das Ruhrgebiet punktet mit hochkarätigen, spannenden, internationalen, traditionsreichen, experimentellen, bekannten und unbekannten Festivals. Die Höhepunkte der nächsten Monate finden Sie hier:
Vom 14. bis 16. November wird in zahlreichen Städten in ganz Europa das vielfältige Genre Zeitgenössischer Zirkus gefeiert. In Aufführungen, Premieren, Workshops, Publikums- und Podiumsgesprächen, Partys und vielem mehr wird die kultur- und genreübergreifende Kraft dieser frischen Zirkusform erlebbar gemacht. Im Ruhrgebiet koordiniert das Projektbüro Neuer Zirkus Ruhr die Festivalbeiträge aus der Region und präsentiert einer internationalen Öffentlichkeit „ZEIT FÜR ZIRKUS – Ruhrgebiet“.
Jedes Jahr im November verwandelt ZEIT FÜR ZIRKUS das Ruhrgebiet in eine Bühne für den Zeitgenössischen Zirkus – eine Kunstform, die Zirkusartistik in Choreografien einbettet, dabei Elemente aus Tanz, Musik und Medien einbindet und so Geschichten erzählt. Was hier gefeiert wird, ist nicht nur die Artistik selbst, sondern die Kraft der Erzählung, der Vielfalt und des kreativen Austauschs.
Im Mittelpunkt des Festivals steht der Gedanke des Miteinanders: ZEIT FÜR ZIRKUS bringt Künstler:innen, Kulturräume und Publika aus der ganzen Region zusammen. Von Essen über Bochum bis nach Dortmund und Herne entstehen temporäre Orte des Staunens, in denen sich Grenzen zwischen Kunstsparten, Generationen und Kulturen auflösen.
Das Festival versteht sich als Teil einer europaweiten Bewegung, die den Zeitgenössischen Zirkus sichtbar macht und ihn als lebendige, gesellschaftlich relevante Kunstform stärkt. Ausgehend von seiner Nahbarkeit und Formatoffenheit blickt der Zeitgenössische Zirkus auf starke Publikumsanbindungen, wachsendes Interesse und das zirkusimmanente Potential, auch schwere Themen in der Mitte der Gesellschaft zugänglich zu verhandeln.
ZEIT FÜR ZIRKUS ist die deutsche Ausgabe des internationalen Zirkusfestivals „La Nuit du Cirque“. Seit 2020 beteiligt sich Deutschland an dem weltweit größten Festival für Zeitgenössischen Zirkus – in diesem Jahr mit über 60 Veranstaltungen in 19 deutschen Städten.
ZEIT FÜR ZIRKUS wächst im Ruhrgebiet
Im Ruhrgebiet, einer Region, die für Wandel und Kreativität steht, entfaltet sich dieses Festival auf besondere Weise: Hier trifft der industrielle Charme vergangener Zeiten auf die visionäre Energie einer jungen Kunstform – strukturell gestärkt durch eine zirkusspezifische Projektförderung, ein enges Netzwerk an Akteur:innen und Spielorten und die Koordination des Projektbüro Neuer Zirkus Ruhr. Zum dritten Mal nimmt die Region Ruhr am weltweit größten Zirkusfestival teil: mit zehn Veranstaltungen an sieben Spielorten in fünf Städten; mit internationalen Gastspielen, Präsentationen lokaler Künstler:innen, einer Gala des Zirkusnachwuchs, Publikumsgesprächen und einem Workshop zur Zirkusgeschichte.
Auch in diesem Jahr gewinnt das Ruhrgebiet neue Festival-Spielorte dazu, die sich vom Zeitgenössischem Zirkus begeistern lassen. Besonders spannend ist dieser Trend bei der Stiftung Zollverein in Essen zu beobachten. Der renommierte Kulturdenkmal-Ort widmet sich dieser neuen Ästhetik und feiert das verbindende Moment von Zirkus mit der international bekannten Produktion „SYMBIOSIS“.
Neu im Spielplan von ZEIT FÜR ZIRKUS ist auch das Bochumer Prinz Regent Theater. Mit Sabine Reich, der neuen künstlerischen Leiterin, wird ab dieser Spielzeit ein starker Fokus auf den Zeitgenössischen Zirkus und seine Vielseitigkeit gelegt. Eindrucksvoll zu erleben war dies bereits bei zwei Zirkusperformances im Rahmen der Spielzeiteröffnung. Bei ZEIT FÜR ZIRKUS wird das PRT mit gleich zwei verschiedenen Zirkus-Formaten vertreten sein. Sabine Reich sagt dazu: „Zeitgenössischer Zirkus bereichert die Bühnen durch neue Perspektiven auf Körper, Raum und Bewegung und gehört daher ganz wesentlich zum Prinz Regent Theater - auch wenn er leider oft verdrängt wurde. Den Spuren des verlorenen Zirkus folgen wir in einem Workshop mit För Künkel und schaffen dabei Verbindungen zwischen den aktuellen Bühnenkünsten und den Artist:innen der Jahrhundertwende. In einer Circus Mix Show präsentieren Holger und Deana Ehrich die ganz Vielfalt des zeitgenössischen Zirkus – beide Formate zeigen die Kraft und Vielfalt des zeitgenösssischen Zirkus.“
ZEIT FÜR ZIRKUS Programm-Highlights
Den Festival-Auftakt machen die für ihre Zirkusexpertise bekannten Flottmann-Hallen Herne mit „INSIDE JUGGLING“. Das Stück der Kölner Kompanie Hippana.Maleta gleicht einer Kamerafahrt: rasant, komisch und virtuos. Mit Jonglier-Keulen, Kamera und Live-Projektion verdreht die Zirkusartistin Liza van Brakel raffiniert ihre und unsere Wahrnehmung der Realität.
Am gleichen Abend lädt das „VINTAGE VARIETÉ“ im Dortmunder Hansa Theater ein in die glamouröse Welt des Varieté und erzählt mit Comedy, Akrobatik und Tanz Geschichten von fünf besonderen Frauen.
Mit seinem neuen Programmfokus Zeitgenössischer Zirkus feiert das Prinz Regent Theater im „CIRCUS SPECIAL“ gleich drei international bekannte Artist:innen, die in ihren Soli alles zum Drehen bringen: Niels Seidel tanzt in „Roundabout“ auf einer sich drehenden Scheibe mit der Fliehkraft. Romy Seibt verbindet Jonglage und Kampfkunst in der seltenen Zirkusdisziplin Meteor. Und David Eisele bittet in „Tornados Eye“ zum poetischen Pas-de-Deux, bei dem sich alles um die eigene Achse dreht.
Einen Blick auf die Zirkusgeschichte wirft die Theaterwissenschaftlerin För Künkel in ihrem Workshop „Auf der Suche nach dem verlorenen Zirkus“. Hier kommen Zirkusquellen aus dem Archiv mit dem Zirkus der Gegenwart ins Gespräch, wobei eigene Objekte oder Dokumente mitgebracht werden können. Der Workshop im Prinz Regent Theater ist Teil des bundesweiten Diskursprogramms ZEIT ZUM REDEN, das parallel zum Festival stattfindet.
Mit der Präsentation von „SYMBIOSIS“ widmet sich die Stiftung Zollverein in Essen einem Stück eigener Geschichte. Das durch NEUE KÜNSTE RUHR geförderte und schon jetzt international gefeierte Gastspiel erzählt bildgewaltig von Ausbeutung und Wiederversöhnung mit der Natur und verschmilzt Schleuderbrett-Akrobatik und Objektmanipulation zu einem überraschenden Dialog. Das eigens angefertigte Domzelt wird zu einem Bühnenraum, in dem alles voneinander abhängt und der das Publikum in eine eigene immersive Welt tief unter der Erde einlädt. Neben der Samstagabend-vorstellung gibt es eine Vormittagsvorstellung am Sonntag, die sich besonders für Familien mit Kindern eignet. Der Dortmunder Zirkus Fritzantino im Fritz-Henßler-Haus schlägt die Brücke zur regionalen Nachwuchs-förderung: „Zwischen Fliegen und Fallen“ heißt die Nachwuchsgala, die zum zweiten Mal bei ZEIT FÜR ZIRKUS stattfindet. Junge Artist:innen aus dem Ruhrgebiet zeigen selbstinszenierte Nummern in unterschiedlichen Zirkus- Disziplinen und geben einen Einblick in ihre künstlerische Entwicklung – auf der Bühne und im anschließendem Publikumsgespräch.
Der Saalbau Witten nimmt zum zweiten Mal am ZEIT FÜR ZIRKUS Festival teil und präsentiert das Stück „KALEIDING“, ein meditatives Spektakel aus hypnotisierenden Formen und zeitgenössischer Partnerakrobatik. Mit einem großen Spiegel als Bühne erschaffen die Artist:innen Lily & Janick eine scheinbar perfekt ausbalancierte Welt, die wirkt, als blicke man durch ein Kaleidoskop. Vor der Aufführung bietet die Bochumer Artistin Sabeth Dannenberg eine bewegungsbasierte Stück-Einführung an.
„DOING CIRCUS“ ist ein Format des Bochumer OPEN SPACE, das Jugendlichen einen Raum zum zirzensischen Entdecken, Erproben und Entwickeln bietet. Von erfahrenen Trainer:innen haben die Teilnehmer:innen Impulse aus den Bereichen Dramaturgie, Choreografie, Szenografie und Artistik erhalten und wurden auf ihrem Weg zum eigenen künstlerischen Ausdruck begleitet. Im Rahmen von ZEIT FÜR ZIRKUS werden Einblicke in diesen Prozess gewährt. „DOING CIRCUS“ wird durch NEUE KÜNSTE RUHR gefördert.
Im Saalbau Witten endet das Festival am Sonntagabend mit dem Gastspiel „OM“ der Companie bolbol. In OM (eine Wortkombination aus »Oma«, deutsch, und »Mâdarjun«, persisch, Bezeichnung für die Großmutter väterlicherseits) lässt die deutsch-iranische Jonglagekünstlerin Roxana Küwen Arsalan ihre beiden Großmütter in einer zirzensischen Teestunde aufeinandertreffen. Sie jongliert dabei Bälle, Teekannen, Klischees und Sprachen und nähert sich vielschichtig, persönlich, politisch und humorvoll ihren iranischen und ostfriesischen Wurzeln an. Im Anschluss an die Aufführung lädt die Künstlerin auf Tee und Gespräche ein.