Pressefotos von Marga Kingler im Ruhr Museum
Die Pressefotografin Marga Kingler (1931-2016) genießt in Essen und dem Ruhrgebiet einen legendären Ruf als Grande Dame des Lokaljournalismus. Noch bis zum 12. Januar 2025 zeigt das Ruhr Museum in der Kohlenwäsche auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein erstmals eine Ausstellung mit Bildern aus ihrem Nachlass.
Die Bildreporterin Marga Kingler fotografierte von 1951 bis 1991 für die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ). Vier Jahrzehnte lang hielt sie überregionale und lokale Geschehnisse mit der Kamera fest und bestimmte damit die visuelle Wahrnehmung dieser Zeit maßgeblich mit. Nun gewährt das Ruhr Museum, das mit über 150.000 Negativen im Besitz des fotografischen Nachlasses von Marga Kingler ist, zum ersten Mal Einblicke in das Lebenswerk und die Arbeitswelt der legendären Fotografin. Die Ausstellung „Unterwegs mit Marga Kingler. Pressefotografin im Ruhrgebiet“ unterstreicht dabei einmal mehr die immense Breite und Vielfalt der Fotografischen Sammlung des Ruhr Museums.
Ausstellung zeigt Zeitgeschichte in Bildern
Die Galerieausstellung zeigt über 250 Fotografien, die während der 40-jährigen Tätigkeit von Marga Kingler als Fotojournalistin entstanden sind. Im Zentrum stehen 42 Aufnahmen von lokalen und überregionalen Ereignissen aus den Jahren 1951 bis 1991 unter dem Titel „40 Jahre Zeitgeschichte“. Die Fotos spiegeln die gesellschaftlichen Veränderungen der Nachkriegszeit, der Wirtschaftswunderjahre, der von Protesten geprägten Zeiten der Bundesrepublik bis hin zu Mauerfall und Wiedervereinigung. In diesem Kontext erlangen einige Aufnahmen überregionale Bedeutung. Sie erzählen auch von der Geschichte der Bundesrepublik und bedeutenden Ereignissen der Zeitgeschichte. Dazu gehören zum Beispiel die Hamburger Sturmflut, der Staatsbesuch des damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy in Köln oder der Ostermarsch Rhein-Ruhr. Mit diesen Bildern wird die historische Bedeutung der fotografischen Zeitzeugenschaft von Marga Kingler gewürdigt.
Lokaljournalistischer Alltag
Das Kapitel „Lokaltermine“ zeigt derweil Aufnahmen, die im lokaljournalistischen Alltag entstanden sind. Von der Politik geht es über Schule, Kultur, Sport und Wirtschaft hin zu gesellschaftlichen Anlässen. Einen harten Nachrichtenkern haben Bilder von Unfällen, Polizei- und Feuerwehreinsätzen oder den Geschehnissen rund um die Kommunalpolitik. Das Leben der Stadtgesellschaft präsentiert sich in Vereinen, auf Jahrmärkten, Karnevalsumzügen, kulturellen Veranstaltungen und den Jahresfesten wie Weihnachten und Ostern. Es gibt wiederkehrende Themen, bei denen sich Marga Kingler einer Formensprache bediente, die typisch für die lokale Pressefotografie ist: Scheckübergaben, das Händeschütteln von Politikern oder das Unterschreiben von Verträgen. Darüber hinaus hat Marga Kingler umfangreiche Bildserien fotografiert, wovon allerdings nur jeweils wenige Fotografien in der Zeitung abgedruckt wurden. Vier ihrer „Reportagen“ aus unterschiedlichen Jahren wurden für die Ausstellung ausgewählt und mit zum Teil unveröffentlichten Motiven neu arrangiert. Zusammen mit „biografische Bilder“ und einem bisher nicht gezeigten „Interview-Film“ entsteht so ein umfassendes Bild der vielfältigen Arbeit von Marga Kingler und ein Panorama von vier Jahrzehnten Ruhrgebietsgeschichte.
Ein Stück Essener Stadtgeschichte
„Die gezeigten Fotografien lassen eine längst vergangene Welt wiederauferstehen, die nur noch in unserer Erinnerung existiert. Zugleich sind uns einzelne der gezeigten Fotografien seltsam vertraut, weil sie immer wieder in historischen Anthologien und Darstellungen, in Fotobänden und -ausstellungen, aber auch in Rückblicken der WAZ oder anderer Zeitungen der Funke Mediengruppe abgedruckt wurden und gleichsam einen ikonischen Charakter nicht nur für die Essener Stadtgeschichte gewonnen haben. Es ist kein Zufall, dass bestimmte Fotografien Kinglers zu den am häufigsten nachgefragten im Fotoarchiv des Ruhr Museums gehören“, betont Ruhr Museum-Direktor Prof. Heinrich Theodor Grütter. Und Stefanie Grebe, die Leiterin der Fotografischen Sammlung, ergänzt: „Marga Kingler ist ein singuläres Beispiel für eine Fotografin, die sich in der männlich geprägten Pressefotografie seit der Nachkriegszeit 40 Jahre lang in der Lokalredaktion der WAZ behauptete und sich einen eigenen Namen gemacht hat.“ Sie war bekannt für ihre guten kommunikativen Fähigkeiten und wurde als äußert lebhaft wahrgenommen. Zeitzeuginnen und Zeitzeugen beschreiben sie als beeindruckende Persönlichkeit: selbstbewusst, durchsetzungsstark, geschickt im Umgang mit Menschen, gelegentlich auch scharfzüngig, charmant und immer elegant gekleidet. So gelang es ihr, zunehmend eigene Interessenfelder wie Kultur und Mode, Sport, Stimmungsbilder und das Stadtleben zu zeigen. Die Menschen und ihren Alltag hatte sie dabei immer im Blick.
Die Ausstellung im Ruhr Museums ist noch bis zum 12. Januar 2025 zu sehen.