Im Profil: Stefan Demming
Wandschränke in Schatzkisten verwandeln: Das ist nur eine von Stefan Demmings künstlerischen Methoden, die Entdeckungen und neue Sichtweisen ermöglichen sollen – bestens zu besichtigen im GeOrgel in Gelsenkirchen-Ückendorf.
Man kann sich verlieren in so viel Möbel, das mehr ist als Wohnzimmerinventar. Eine Schatzkiste voller Entdeckungen baut sich vor einem auf. Hier eine Glastür, dort ein paar alte Bücher. Schubläden gibt es mit Grußkarten darin. Und manchmal erklingt beim Öffnen auch eine Geschichte oder ein wenig Musik. Einen "interaktiven Schrankwand-Installations-Laden" nennt Stefan Demming das, was er an der Bochumer Straße im Ückendorfer Kreativquartier geschaffen hat. Hineingehen, Stöbern, sich überraschen lassen: Selten ging die Begegnung mit Gelsenkirchener Barock mit so viel Spielfreude einher.
Wahrnehmungerlebnisse zu schaffen, gepaart mit Magie, mit Musik oder Humor, darum geht es Demming. Mittlerweile hat er Erfahrung damit. Im münsterländischen Weseke nahm er sich bereits eine ehemalige Bäckerei vor und machte sie zum "Atelier für kulturelle Angelegenheiten". Nur wenige Meter von der zentralen Dorf-Kirche St. Ludgerus entfernt prangt in Leuchtbuchstaben die programmatische Aussage "alles konn anders" über der Tür. Alles könnte auch anders sein: eine Aufforderung zum Neu-Denken à la Demming.
Stefan Demming hat Medienkunst in Bremen studiert, war dort Dozent für Videoschnitt und leitete Workshops an der Kunstakademie Münster. Seit 2007 ist er mit eigenen filmischen Arbeiten, Installationen und öffentlichen Interventionen als freier Künstler aktiv. Er hat in Berlin, Zürich, Maastricht und Mexiko-Stadt ausgestellt, wurde mehrfach mit Preisen ausgezeichnet und war Visiting Artist in Edmonton, Kanada.
Jetzt ist Ückendorf sein Revier und das GeOrgel seine Ausstellung.
Und nicht nur das. Konzerte und Musik-Sessions finden hier statt, die Nachbarschaft trifft sich zum Spielenachmittag, und von hier aus unternimmt Demming seine künstlerischen Streifzüge durch die Stadt. Mit Einkaufswagen und Aufblasblumen sah man ihn einen 0-Euro-Shop in der Gelsenkirchener Innenstadt einrichten, mit Staffelei und Malerpinsel den Hauptbahnhof, keine Schönheit auf den ersten Blick, optisch neu interpretieren.
"Ich sehe mich als Dienstleister aufsuchender Kulturarbeit", sagt Stefan Demming. "Oft haben Orte ja einen eigenen Charme und ein Potenzial. Es geht manchmal nur um ein Hinzufügen oder Wegnehmen, um neue Sichtweisen zu ermöglichen."
Auch 2025 wird das kleine Gesamtkunstwerk GeOrgel dank fortgesetzter Förderung seine Türen offen halten – mittlerweile im vierten Jahr und mit neuen inhaltlichen Schwerpunkten.
"In verschiedener Form soll es in diesem Jahr um die Frage gehen, wie alternative Ökonomien, neue Formen des Wirtschaftens aussehen und gelebt werden können", erläutert Demming. "Wie können wir die Welt zukünftig gestalten; ohne jeden finanziellen Nutzen und trotzdem nachhaltig". Das sind Fragen, die ihn um- und auf die Straße treiben. Denn dort, nicht im Elfenbeinturm, sieht er seine Kunst.