Deutsch-deutsche Strukturwandel-Erfahrungen

"Industriegeschichten" erzählt das Ruhr Museum mit seiner aktuellen Ausstellung. Diesmal ist es nicht der Strukturwandel made im Ruhrgebiet, der hier eine Projektionsfläche findet, sondern der im Osten der Republik. Gemeinsam mit dem Regionalverband Ruhr und der Stiftung Zollverein zeigt das Museum "Reportagen aus Museen, die keine waren".

15 Jahre hat Silvia Schumann in der VEB Volltuchwerke Crimmitschau gearbeitet, ein Knochenjob in der Fabrik. Mit der Wende kam das Aus. Heute ist sie wieder dort, zwischen all den altbekannten Maschinen. Nun stehen sie still, die Fabrik ist ein Museum und die gelernte Facharbeiterin für Textiltechnik hauptamtliche Mitarbeiterin des Industriemuseums. Ihre Geschichte ist eine von 15, die die Schau erzählt. Mit großformatigen Fotos, begleitenden Zitaten, Interviews und Filmmaterial teilen die Protagonistinnen und Protagonisten ihre persönlichen Erfahrungen zum Wandel der Industrielandschaft in Sachsen. Sie erzählen von den Maschinen, die über so viele Jahre hinweg ihren Arbeitsalltag bestimmt haben. Aber auch von dem massiven Einschnitt, den die Wende brachte, von der Schließung der Werke und der Transformation, dem Erhalt als Industriekultur. Sie erzählen von einem Strukturwandel im Zeitraffer.

"Die Aufnahmen spiegeln eindrucksvoll eine Zeit der Deindustrialisierung in großem Stil und das Bild einer Gesellschaft im Umbruch wider. Ein Prozess, mit dem wir auf Zollverein und im ganzen Ruhrgebiet bestens vertraut sind, der hier aber ganz anders verlaufen ist. Daher freue ich mich sehr, dass Besucherinnen und Besucher ihre eigenen Erfahrungen zum Strukturwandel mit denen der Menschen aus Sachsen bei uns auf Zollverein vergleichen können", sagt Prof. Heinrich Theodor Grütter, Vorstandsmitglied der Stiftung Zollverein sowie Direktor des Ruhr Museums.

Die Fotoausstellung "Industriegeschichten. Reportagen aus Museen, die keine waren" ist eine Essenz der Arbeit des Fotografen David Brandt und der Kulturmanagerin Cornelia Munzinger-Brandt. Das Paar hat die Geschichten der Menschen nachgezeichnet, die sich heute in den Industriemuseen engagieren. In Interviews, Filmen und Fotos haben sie festgehalten, wie sie Wandel wahrgenommen und mitgestaltet haben. Eine Auswahl des Materials fand Eingang in die Wanderausstellung, die mit Unterstützung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur realisiert wurde. Bevor sie ins Ruhrgebiet kam, feierte die Schau in den Technischen Sammlungen Dresden Premiere.

Auf der 24-Meter-Ebene der Kohlenwäsche ist die Industriegeschichten-Ausstellung für alle Interessierten frei zugänglich. Zu sehen ist sie hier noch bis zum 6. April 2025.