"Königsgrube" erweitert den Emscherkunstweg
Es wird einer der Höhepunkte im Jahresprogramm von Urbane Künste Ruhr: Am 30. März eröffnet mit "Königsgrube" von Markus Jeschaunig im ehemaligen Pumpwerk in Herne-Röhlinghausen ein neues Element des Emscherkunstwegs. Die begehbare Skulptur reflektiert Vergangenheit und Gegenwart der Bergbauregion. Mit „Königsgrube“ hat Markus Jeschaunig ein hybrides Kunstwerk geschaffen, dass die industrielle Geschichte der Region mit der Ökologie verknüpft und das ehemalige Pumpwerk mit neuer Bedeutung auflädt. Als künstlerisch überformte Ruine mit integriertem Bruchwald soll der unzugängliche Klotz, der die vom Bergbau verletzte Landschaft einst vor der Überflutung schützte, als Biotop eine neue Aufenthaltsqualität entwickeln.

Der Steinkohleabbau der ertragreichen Zeche Königsgrube hatte die umliegende Gegend in Röhlinghausen mit Bergesenkungen von bis zu zehn Metern und tiefen Löchern zurückgelassen. Die Abwässer der nahen Gemeinden konnten nur dank des Pumpwerks in den Hüllerbach und von dort in die Emscher abfließen. Mit dem Ende des Bergbaus verlor das bunkerartige Gebäude seine Aufgabe, das Wasser konnte jetzt unterirdisch ablaufen. Entkernt, geschliffen und mit teilweise verfülltem Untergeschoss bietet das Pumpwerk nun die bauliche Basis und die thematische Brücke für die begehbare Installation des Grazer Künstlers und Architekten.
Neues Leben im Pumpwerk
Hinter den noch erhaltenen Teilen der Außenwände eröffnet sich den Besucherinnen und Besuchern eine neue, grüne und lebendige Landschaft. Auf dem ehemals mehr als zwölf Meter tiefen Saugraum wurzelt jetzt ein feuchter Erlen-Bruchwald, eine Reminiszenz an die Auenlandschaften entlang der Emscher in vorindustriellen Zeiten. Teile des Werks sind erhalten und Teil der Installation: eine Treppe, Rohre, eine Türöffnung. Am Leben erhalten wird das Biotop durch Regenwasser, das innerhalb der Betonfundamente gespeichert wird. Photovoltaik sorgt für den nötigen Strom zum Pumpen. So entsteht ein "autarkes Schauspiel der Hydrologie", wie Markus Jeschaunig es genannt hat. Ein lebendiges, sich entwickelndes Kunstwerk an der Schnittstelle von Technik und Ökologie, Kunst und Industriegeschichte. Für den Künstler ist das Ruhrgebiet in dieser Beziehung ein Geschenk: "Das ist genau mein Themengebiet: Wie greift der Mensch in die Umwelt ein? Wo geht die ökologische Balance verloren? Wie kann man sie wiederherstellen? Da ist man mittendrin, wenn man hier lebt", beschrieb er bei der Vorstellung des Kunstwerks im vergangenen Jahr seine Motivation.
Feierlich eröffnet wird das Kunstwerk "Königsgrube" auf dem Emscherkunstweg am 30. März um 15 Uhr.
Im vergangenen Jahr war Markus Jeschaunig zu Gast im Ruhrgebiet, um das Projekt gemeinsam mit Urbane Künste Ruhr vorzustellen. Hier gibt es einen Mitschnitt.

Der Emscherkunstweg
Der Emscherkunstweg ist eine Kooperation zwischen Urbane Künste Ruhr, Emschergenossenschaft und Regionalverband Ruhr (RVR). Der Skulpturenweg ist aus dem temporären Ausstellungsformat Emscherkunst hervorgegangen, das seit 2010 den Emscher-Umbau durch die Emschergenossenschaft begleitet hat. Seit 2019 wird der Emscherkunstweg als permanentes Angebot neu konzeptioniert und erweitert. Zuletzt war Ende 2023 die Neuproduktion "Pool Lines" von Sofía Táboas in Dortmund eröffnet worden.
Urbane Künste Ruhr
Urbane Künste Ruhr ist eine der Programm-Säulen der Kultur Ruhr GmbH mit Sitz in Bochum, deren Gesellschafter und Förderer das Land NRW und der Regionalverband Ruhr (RVR) sind. Im Jahresprogramm 2025 finden sich weitere Höhepunkte: So beteiligt sich Urbane Künste Ruhr mit der Ausstellung "Zwischen Erfinden und Erfassen. Suchbewegungen im Duisburger Innenhafen" vom 22. August bis 5. Oktober an der diesjährigen Ruhrtriennale. Zudem wird die Grand Snail Tour fortgesetzt. Das mobile Aktions- und Ausstellungsprojekt führt im Verlauf von drei Jahren durch alle 53 Städte des Ruhrgebiets. Ein besonderer Stopp findet vom 3. bis 5. Juli in Dortmund statt: Dort veranstaltet die Grand Snail Tour zusammen mit Künstlern und der Stadt ein dreitägiges Festival, das Geschichte(n) der Einwanderung und migrantische Erfahrungen in Deutschland ins Zentrum stellt.