Tage Alter Musik in Herne 2025

„Kulturelle Aneignung vom Mittelalter bis zur Moderne“ ist das Thema der diesjährigen Tage Alter Musik in Herne. Das Festival wird vom 13. bis 16. November von der Stadt gemeinsam mit dem Kulturradio WDR 3 ausgerichtet und steht unter dem Motto „Die Welt und wir“.

Die Tage Alter Musik haben es sich in diesem Jahr zur Aufgabe gemacht, produktive und künstlerisch reizvolle Aspekte musikalisch-kultureller Aneignung aufzuzeigen. Denn nicht jede Auseinandersetzung mit dem Fremden ist eine Aneignung im negativen Sinn der Bemächtigung. Die kulturelle Aneignung kann sich auch positiv äußern, wenn es um Wertschätzung und Inspiration geht. Diese Aspekte will das Festival in Herne aufzeigen. Ein Beispiel dafür ist die italienische Oper. Im 18. Jahrhundert nach England importiert, entwickelte sie sich durch Komponisten wie Händel und Bononcini schnell zu einer elitären Angelegenheit. Eine Karikatur ließ dann nicht lange auf sich warten: Die bekannte „Beggar’s Opera“ von Johann Christoph Pepusch und John Gay wurde 1727 in London uraufgeführt und parodierte den großen Erfolg der Händelschen Oper. Das „Singspiel“ leitete den Niedergang der Barockoper in England ein. In „Polly“, einer Fortsetzung der „Beggar’s Opera“, führten Pepusch und Gay die Karikatur dann auf die Spitze: Sie verlagerten die Handlung in die Karibik und übten damit gleichzeitig Kritik am britischen Kolonialismus. Aber zurück nach Herne im Jahr 2025: Dort tritt im Rahmen des Festivals nun die lautten compagney Berlin auf und kombiniert die Kolonialoper „Polly“ mit originaler Punta-Musik aus der Karibik. Dazu arbeitet die lautten compagney mit Pen Cayetano, einer Legende des karibischen Punta Rock, und dem Garifuna Collective aus Belize zusammen. Die Aufführung findet am 14. November im Kulturzentrum Herne statt.

Spanische Schätze aus Lateinamerika

Eine besondere Art des Kulturtransfers widerfuhr den Werken des Komponisten José de Torres, der als Kapellmeister zu Beginn des 18. Jahrhunderts am Madrider Hof wirkte. Seine Kantaten waren so populär, dass sie bis in die spanischen Überseegebiete gelangten und dort oft auch von indigenen Musikern aufgeführt wurden. So blieb die Barocke Musik in der Neuen Welt noch lebendig, als sie in Spanien längst aus der Mode gekommen war. Ein weiteres Beispiel für den musikalischen Austausch zwischen Spanien und seinen südamerikanischen Kolonien ist die populäre Form der Jácara, in der mexikanische und andalusische Tanzformen verschmelzen. Eduardo López Banzo und sein Ensemble Al Ayre Espanol bringen am 13. November eine Auswahl zu Unrecht vergessener Cantadas in die Kreuzkirche Herne.

Von der Antike inspiriert

Unter dem Titel „Adriadne lebt“ erwartet Musikfans am 16. November in den Flottmann-Hallen eine musiktheatrale Begegnung mit den antiken Erzählungen des Ovid in italienischen Nachdichtungen aus Spätmittelalter und Renaissance. Zu hören ist das Ensemble Dialogos unter der Leitung von Katarina Livljanic. 

Die Begeisterung für die Antike inspirierte auch die Wiener Klassik, die sich Rom oder das alte Griechenland als Ideale gewählt und kulturell angeeignet hatte. Vor diesem Hintergrund entstand mit „La grotta di Trofonio“ eine Oper, die die Legende von Pausanias erzählt. Antonio Salieri zeigt in der Partitur seine ganze musikalische Fantasie. In der Neuinterpretation durch Rüdiger Lotter, seine Hofkapelle München und ein Ensemble hervorragender Solostimmen beschließt die Opernkomödie am Abend des 16. November die Tage Alter Musik 2025 im Kulturzentrum. 

Live-Musik, Gespräche und Kunst

Zum Einlass vor allen Abendkonzerten im Kulturzentrum wird das Barockensemble Caterva Musica spannende Kurzkonzerte im Foyer geben, die das Festival-Motto „Die Welt und wir“ ausloten.  Am 14. November wird die WDR 3-Hörfunksendung „Tonart“ einen Nachmittag lang live aus dem Kulturzentrum von den Tagen Alter Musik senden. Geplant sind Live-Auftritte und Gespräche mit Mitwirkenden des Festivals. Erstmals findet zudem während der Tage Alter Musik in Herne auch eine kleine Kunstausstellung im Foyer des Kulturzentrums statt. Zu sehen sind Werke der Hernerin Sophia Kühn, die sich unter anderem mit der Weite des Ozeans und dem Lichtspiel der Wolken auseinandersetzen.

Den Flyer mit dem kompletten Programm können Interessierte über die Plattform des WDR herunterladen.