Bewegte Kunst von Jean Tinguely im Ruhrgebiet

Er gilt als Pionier der kinetischen Kunst: Der Schweizer Künstler Jean Tinguely wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Auch im Ruhrgebiet hinterließ der Bildhauer Spuren.

Kunst ist, wenn es sich bewegt: Jean Tinguely, 1925 im schweizerischen Freiburg geboren, war fasziniert von den künstlerischen Möglichkeiten der Mechanik und der Aussagekraft maschineller Konstruktionen. Der gelernte Dekorateur begann in den 1950er Jahren, die Kinetik künstlerisch auszuloten, die ersten Maschinen entstanden. Inspiriert und unterstützt von Künstlerkolleginnen und -kollegen wie seiner ersten Ehefrau Eva Aeppli oder Yves Klein entwickelte er seine spezielle, auf maschinelle Technik gestützte künstlerische Ausdrucksform. 1955 erfand und baute er einen Zeichenautomaten, der sogar unterschiedliche Stile nachahmte. Auch bewegliche Reliefs entstanden. 1960 erregte er mit einer Maschine Aufsehen, die sich selbst zerstören konnte. Später kamen bewegliche Brunnen hinzu, die er mit seiner zweiten Frau Niki de Saint Phalle entwarf – einer dieser Brunnen steht im Ruhrgebiet. 

Seit mehr als 35 Jahren ist er eines der Wahrzeichen der Ruhrgebietsstadt: der Brunnen “Lifesaver” auf der Duisburger Königsstraße. Der gigantische, bunte Vogel, an den sich eine der für Niki de Saint Phalle typischen Frauenfiguren klammert, ist eine Gemeinschaftsarbeit des Künstlerpaares. Der rotierende Sockel der Skulptur stammt von Tinguely. Zunächst war das Kunstwerk nicht auf breite Gegenliebe gestoßen, mittlerweile ist der Brunnen eines der beliebtesten Fotomotive der Stadt und auch gern angesteuerter Treffpunkt für Besucherinnen und Besucher.

Auch aktuell ist Tinguely in Duisburg sehr präsent: Das Lehmbruckmuseum beteiligt sich mit einer bisher einmaligen Ausstellung am weltweiten Jubiläumsprogramm Tinguely100. Unter dem Titel “Mechanik und Menschlichkeit - Eva Aeppli und Jean Tinguely. Zum 100. Geburtstag” präsentiert das Haus noch bis zum 24. August die weltweit erste umfassende Ausstellung von Jean Tinguely (1925-1991) und Eva Aeppli (1925-2015). Zu sehen sind neben Einzelwerken auch 13 Gemeinschaftswerke aus ihren späten Schaffensjahren. Die großformatigen Installationen verbinden die mechanischen Skulpturen Tinguelys mit den ausdrucksstarken Stoff-Figuren Aepplis. Bereits 1976 zeichnete Duisburg Jean Tinguely übrigens mit dem renommierten Wilhelm-Lehmbruck-Preis für sein künstlerisches Werk aus.

Auch Gelsenkirchen hat bewegte Kunst aus dem Schaffen Jean Tinguelys. 1959 schuf der Künstler für das Gelsenkirchener Musiktheater im Revier zwei große bewegliche Reliefs. Ihre jeweils 30, mit Velours bezogenen Formen bewegen sich in unterschiedlichen Geschwindigkeiten – zum Teil kaum wahrnehmbar. Die Kunstwerke werden regelmäßig im Rahmen der Führungen durch das Haus präsentiert.

Weitere Informationen zu Jean Tinguely und zum Jubiläumsprogramm in der Schweiz und in Deutschland sind auf einer eigenen Homepage zusammengefasst.