Urbahn: So klingt es in der Unterwelt
Musik an Bahnhöfen, in U-Bahn-Stationen, in der Fußgängerzone – ein alter Hut? Ganz und gar nicht! Mit den Urbahn Music Sessions heben drei Musikerinnen und Musiker aus Essen das Format "Musik unter Tage" auf ein ganz neues Niveau.

Am Anfang stand die Idee, den Klangraum der U-Bahnstationen bestmöglich zu nutzen. Und der Wunsch, die eher von Hektik geprägten "Durchgangsräume" zu beleben und aufzuwerten. "Ein U-Bahnhof hat ja an sich nichts Schönes", so Mit-Initiator Benjamin Nauschütz. "Leute, die aus der Bahn kommen, verbinden mit der Station erstmal nichts Positives. Das wollten wir ändern." Und so ging er gemeinsam mit seiner Partnerin Joyce van de Pol und dem Saxophonisten Joël van de Pol mit der "Schnapsidee" hausieren – und stieß zunächst nur auf verhaltenes Interesse. Bis die Brost-Stiftung das Potenzial zur kulturellen Belebung urbaner Orte erkannte und für förderwürdig befand. Zehn Monate später stand das Konzept: Die Urbahn Music Sessions setzen Live-Musik unter besten Bedingungen und mit professionellen Künstlerinnen und Künstlern plus prominenten Überraschungsästen mitten in der Essener Rush-Hour-Zone in Szene. Zwei Konzerte hat es bereits gegeben, weitere sind in Planung.
Eine Bühne unter Tage
"Unser Anspruch ist ganz klar, hier eine richtige Konzertatmosphäre zu schaffen", so Benny Nauschütz. Klingt einfach, ist aber mit einigem Aufwand verbunden. Für jedes Konzert werden Lautsprecher, Verstärker und weiteres technisches Equipment unter die Erde gewuchtet, ein Flügel und andere Instrumente abwärts transportiert, Teppiche und Stühle drapiert. Und dann gilt es noch, alle behördlichen Vorgaben umzusetzen und einzuhalten: Der Brandschutz muss gewährleistet sein, die zulässige Zuschauerzahl darf nicht überschritten werden – gar nicht leicht umzusetzen an einem trubeligen Verkehrsknotenpunkt. Und das Wichtigste: Begeisterte Mitstreiterinnen und Mitstreiter müssen gefunden werden, inklusive Überraschungsgäste. Und das alles auf Profi-Niveau: "Alle Musikerinnen und Musiker bekommen eine Gage für ihre Auftritte. Alles ganz professionell, nicht die Variante `zwei Blockflöten und ein Hut´", stellt Nauschütz klar.

Isaak Guderian und Stefanie Heinzmann
Neben Sängerin Joyce van de Pol, Benjamin Nauschütz am Flügel und Joël van de Pol am Saxophon waren bei den ersten beiden Konzerten Alexander Rink an der Gitarre, Juan Camilo Villa oder Gregor Sonnenberg am Bass und Claus Schulte am Schlagzeug mit von der Partie. Als besonderes Schmankerl kam bei der Premiere im September Isaak Guderian, deutscher Teilnehmer des Eurovision Song Contest 2024, dazu. Im Oktober rockte dann Stefanie Heinzmann die Mittelebene des U-Bahnhofs Rathaus Essen. Die Sängerin hatten Joyce van de Pol und Benjamin Nauschütz bei einem gemeinsamen Auftritt kennengelernt und gleich für die Session in der U-Bahn begeistern können. Der Kontakt zu Isaak kam über einen gemeinsamen Bekannten zustande. "Der Promi-Faktor hat natürlich dazu beigetragen, dass die Konzertreihe unter der Erde schon nach den ersten beiden Events mehr ist als ein Geheimtipp. Das Publikum: eine Mischung aus Menschen, die ganz gezielt kommen, und solchen, die spontan stehenbleiben."
Die Gruppe der Zufallsgäste bescherte Benjamin Nauschütz auch eines seiner nettesten Erlebnisse im Rahmen der Urbahn-Sessions: "Da war jemand im Publikum, der eigentlich für ein Fußballspiel aus München angereist war. Er kam dann auf mich zu und meinte, in München sei ja schon viel los, aber sowas Tolles gebe es dort nicht."
Nächster Termin
Das nächste Konzert der Urbahn Music Sessions steht schon fest: Am Mittwoch, 9. April, ab 18 Uhr, wird die U-Bahnstation am Rathaus Essen wieder zum Konzertsaal. Überraschungsgäste sind auch wieder geladen.
Neben der Brost-Stiftung unterstützen auch die Sparkasse Essen, die Ruhrbahn, Piano Schmitz und weitere Partnern das Projekt.
Hier ist mehr zu den Urbahn Music Sessions zu sehen und zu hören.