„Ruhr Ding: Schlaf“: Dreiteiliges Ausstellungsprojekt geht ins Finale

Künstlerische Teilhabe geht auch (fast) analog: Mit der Ausstellungsreihe „Ruhr Ding“ holt Urbane Künste Ruhr die Menschen in der Region ab, bezieht sie ein, animiert sie zum Mitmachen. Mit „Ruhr Ding: Schlaf“ wird die Trilogie jetzt beendet.

Seit 2019 wandert das Projekt unter der Leitung von Britta Peters durch das Ruhrgebiet. Für jedes Ruhr Ding bespielten Kunstschaffende unter dem gewählten Thema unterschiedliche Städte der Region. Im ersten Jahr hinterfragte „Ruhr Ding: Territorien“ die Bedeutung territorialer Festschreibungen für die Identitätsbildung. „Ruhr Ding: Klima“ (2021) zeigte ortsspezifische künstlerische Neuproduktionen zu ökologischen und gesellschaftlichen Aspekten des Themas. Immer wurden die Objekte, Installationen oder Performances eigens für die ausgewählten Orte geschaffen.

Finales „Ruhr Ding“ startet im Mai

Und nun: „Ruhr Ding: Schlaf“: Insgesamt haben hierfür 19 Künstlerinnen und Künstler 22 Werke geschaffen, die vom 5. Mai bis zum 25. Juni präsentiert werden. „Spielraum“ des finalen „Ruhr Ding“ sind die Ruhrgebietsstädte Mülheim an der Ruhr, Essen, Witten und Gelsenkirchen. Im Fokus der künstlerischen Positionen von „Ruhr Ding“ steht der Blick auf den menschlichen Körper und dessen Bedürfnis nach Schlaf. Die besondere Verbindung zum Ruhrgebiet ergibt sich dabei aus der Transformation der Arbeitswelt von der Industriearbeit hin zu postindustriellen Arbeitsformen und den Auswirkungen auf unseren Schlaf und unsere Körper. Wir sind (fast) immer verfügbar, Arbeitszeiten sind flexibler denn je. Was macht das mit dem Menschen? Und ist Schlaf unproduktiv? Unterschiedliche künstlerische Positionen, Herangehensweisen und Themen treten hier in den Dialog. Die Filme, Skulpturen, Malereien, Texte, Klänge, Installationen und Workshops machen Städte und Landschaften dieser Region auf besondere Art erlebbar.

Kunst erschafft Traumwelten

Der französische Künstler und oscarprämierte Hollywood-Regisseur Michel Gondry ermöglicht es Gästen zum Beispiel mit seiner „Home Movie Factory“, in der Alten Dreherei in Mülheim einen eigenen Film zu drehen. In einem dreistündigen Parcours durch ein Dutzend verschiedene Bühnenbilder können Teilnehmende gemeinsam ein Werk filmen.

Die Künstlerin Stefanie Lüning schafft mit „Island of Foam – Version XXIII“ traumähnliche Szenarien in Essen-Steele. Sie überflutet Plätze oder Brücken mit riesigen farbigen Schaumbergen. Zu den Kunstprojekten in Witten gehört das Werk „Cruise Tentare“ des Künstlerkollektivs God’s Entertainment. Es setzt einen überlebensgroßen Oktopus an den Saalbau, der innen als Kreuzfahrtschiff in Szene gesetzt wird.

Hautnah erlebbar ist die Kunst auch bei Nik Nowak: Mit seiner multimedialen Arbeit „Multitude“ bezieht er sich auf die affektiven Dimensionen von Klang und Raum, die die Grenzen zwischen Installationen, Skulpturen und Gemälden sprengen. Für das „Ruhr Ding: Schlaf“ hat er einen Überseecontainer in eine riesige mobile Klangskulptur verwandelt. Zu erleben ist seine Arbeit open air unter der Konrad-Adenauer-Brücke in Mülheim an der Ruhr.

In Witten lädt Melanie Manchot ein, Nachtarbeiterinnen und -arbeitern über die Schulter zu schauen: Für ihr Filmprojekt „Liquid Skin“ begleitete sie die Menschen mit der Kamera an verschiedene Orte im Ruhrgebiet, etwa eine Pole-Tänzerin, eine Bäckerin, eine Türsteherin oder eine Reinigungskraft. Die Arbeit wird im Discoraum der WerkStadt gezeigt. In Gelsenkirchen zählt „Healing Complex (2018–ongoing)“ der Künstlerin Irena Haiduk in der ehemaligen St. Bonifatiuskirche zu den Programmpunkten. Die zweite Phase des Langzeitprojekts steht unter dem Titel Myconomie.

Per Rad zur Kunst

Ergänzt werden die Kunstprojekte durch ein Vermittlungsprogramm mit Irrlichter-Touren und Wandersalons. Die Irrlichter-Touren laden dazu ein, die Kunstprojekte unter fachlicher Anleitung aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten, fremde Orte kennenzulernen und Vertrautes neu zu entdecken. Das geht per Rad oder auch zu Fuß.

Der Wandersalon ist das mobile Diskursformat von Urbane Künste Ruhr. Themen des „Ruhr Ding“ werden in Gesprächsrunden, Vorträgen, Lesungen oder Konzerten an unterschiedlichen Orten vertieft.

Urbane Künste Ruhr ist neben Ruhrtriennale, Tanzlandschaft Ruhr und ChorWerk Ruhr eine Programmsäule der Kultur Ruhr GmbH mit Sitz in Bochum, deren Gesellschafter das Land NRW und der Regionalverband Ruhr (RVR) sind.