Neue Räume für Musik und Begegnung

Zwei Konzertsäle und eine Kirche mittendrin, als Foyer. 2016 wurde das Anneliese Brost Musikforum Ruhr in Bochum eröffnet. Architektur und Musik gehen dort eine spannende Verbindung ein. Heute ist das neue Haus der Bochumer Symphoniker aus dem innerstädtischen Quartier nicht mehr wegzudenken.

Der Gebäudekomplex macht neue Konzertformate und Musikerlebnisse überhaupt erst möglich und lockt obendrein ein gemischtes Publikum an: Die Palette der Veranstaltungen reicht von entspannten Empfängen bei Lounge-Musik im ehemaligen Kirchenschiff über Konzerte der städtischen Musikschule im Kleinen Saal bis hin zum fulminanten Orchesterabend mit den Bochumer Symphonikern im Großen Saal. Von einem elitären Musentempel ist diese Spielstätte weit entfernt. Im Gegenteil: Mit architektonischer Leichtigkeit und einem breitgefächerten Programm schafft das Musikforum neue Räume für Musik und Begegnung.

Ehemalige Kirche als kommunikatives Zentrum

Die 1872 entstandene Marienkirche mit ihrem 70 Meter hohen Turm ist Teil des kollektiven Gedächtnisses der Stadt Bochum. Als das Gotteshaus um die Jahrtausendwende aus Kostengründen aufgegeben wurde, fürchteten viele den Abriss. Dann jedoch wurden die Pläne für das Musikforum Ruhr bekannt, die der profanierten Kirche ein zweites Leben und eine identitätsstiftende Rolle im neuen Gebäudekomplex bescherten: Die Marienkirche wurde zunächst umfangreich saniert und anschließend zum Empfangsraum und funktionalen Mittelpunkt des neuen Forums umgebaut. Besucherinnen und Besucher betreten beide Konzertsäle, die an der Nord- und Südseite des Gotteshauses errichtet wurden, durch den Innenraum der Kirche, die heute als Verteilerraum, Pausenfoyer und dritter Saal für spezielle Veranstaltungen genutzt wird. Dabei hat der Funktionswandel dem ehemaligen Kirchengebäude nichts von seiner Würde genommen. Um den Nachhall zu reduzieren, wurde die Decke im heute weißen Kirchenschiff, das auch für Vorträge und Lesungen genutzt wird, abgehängt. Eine akustische Reminiszenz an das Gotteshaus blieb jedoch erhalten: Die größte der vier Glocken aus dem Kirchturm fand den Weg in den Innenraum, wo sie nun vor Konzertbeginn und zum Ende der Pause geschlagen wird.

Führungen durch das Musikforum

Harmonisch, aber keineswegs langweilig fügen sich die beiden Neubauten so an das Langhaus der Kirche an, dass nur der Chor aus dem Ensemble heraustritt. Mit ihrem Mauerwerk aus hellen Klinikern setzen sie sich von der dunkleren Fassade des historischen Gebäudes ab. Wer sich für die Architektur interessiert, kann an einer der Führungen durch das Musikforum teilnehmen, die regelmäßig samstags angeboten werden. Die Führung dauert 90 Minuten.