Eine Ausstellung im öffentlichen Raum in Mülheim an der Ruhr, Essen, Witten und Gelsenkirchen-Erle
Zwischen flexibilisierten Arbeitszeiten, innerer Uhr und dem Druck, immer verfügbar zu sein, stellt der Schlaf als Phase des Nicht-Produktiv-Seins und des Nicht-Konsumierens einen fast schon widerständigen Zustand dar. Zugleich wird selbst der ruhende Körper digital vermessen und durch zahlreiche Erfindungen optimiert. Schlaflose Nächte stehen kreativer Ausgeschlafenheit gegenüber, traumhafte Fantasiewelten wechseln sich ab mit real gewordenen Albtraumszenarien. So facettenreich der Schlafbegriff, so auch die künstlerische Auseinandersetzung damit.
Das Ruhr Ding: Schlaf, ein umfangreiches Ausstellungsprojekt im öffentlichen Raum, bildet den Abschluss einer Trilogie, mit der Urbane Künste Ruhr unter der künstlerischen Leitung von Britta Peters durch das Ruhrgebiet wandert. Nach dem Ruhr Ding: Territorien (2019) und dem Ruhr Ding: Klima (2021) zeigt das dritte Ruhr Ding ortsspezifische künstlerische Neuproduktionen in den Städten Mülheim an der Ruhr, Essen, Witten und Gelsenkirchen-Erle. Von Fragen nach Umwelt und Umgebung verschiebt es den Blick auf den menschlichen Körper und dessen Bedürfnis nach Schlaf und reflektiert mit den Mitteln der Kunst die Frage, wie wir leben wollen.
Im Süden des Ruhrgebiets schlossen bereits in den 1960er Jahren die ersten Zechen. Schon damals kursierte in diesem Zusammenhang die Rede vom Ruhrgebiet als künftiges „Schlafgebiet“. Wie sich die Transformation der Arbeitswelt von der Industriearbeit hin zu postindustriellen Arbeitsformen auf unseren Schlaf und unsere Körper auswirkt, lässt sich in den an der Ruhr gelegenen Städten hervorragend erkunden.
Gerade das Thema Schlaf eignet sich dabei besonders, weil es nicht nur alle Menschen, Tiere und Pflanzen betrifft, sondern auch etliche Zugänge in sich vereint: Es umfasst Träume und Albträume, Nachtarbeit und Clubkultur, Intimität und wissenschaftliche Vermessung, Kontrolle und Kontrollverlust, worunter sich sowohl psychologische als auch politische Dimensionen subsumieren lassen. Der Acht-Stunden-Schlafrhythmus, wie wir ihn kennen, ist erst mit der Industrialisierung entstanden und wird heute durch flexibilisierte Arbeitszeiten und -orte zunehmend in Frage gestellt.
Das Ruhr Ding: Schlaf ist als ein vielstimmiger Dialog kuratiert, in dem unterschiedliche künstlerische Positionen zueinander in Beziehung treten: Sie ergänzen und widersprechen sich, einige beziehen ihr Publikum mit ein. Manche Projekte sind laut und nicht zu übersehen, neben ihnen behaupten sich jedoch auch leisere Stimmen und subtilere Interventionen. Egal ob Film, Skulptur, Malerei, Sprache, Text, Musik oder Klang, ob Installationen, Workshops oder Performances – sie alle sind jeweils für konkrete Orte und Kontexte im Ruhrgebiet entstanden und machen Städte und Landschaften dieser Gegend auf besondere Art erlebbar.
Programm siehe: www.urbanekuensteruhr.de