Im Profil: Gilda Razani

Sein Klang gilt als schwebend, singend, geisterhaft. Es gibt klassische Kompositionen, und auch für Science-Fiction wurde das Theremin oft eingesetzt. Gilda Razani zeigt, dass das schon Anfang der 1920er-Jahre erfundene Instrument auch anders klingen kann und gibt ihm einen festen Platz zwischen flächigen Synthie-Sounds und Drums in ihrem neuen Projekt „Honey Bizarre“. 

Viele Zuhörer beeindruckt das Theremin schon optisch, weil zwischen Musiker und Instrument kein sichtbarer Kontakt besteht. Zwei Antennen, seitlich und nach oben herausragend, verwandeln Bewegungen und Töne in Musik. Gilda Razani hat ihre eigene Interpretation des Klangs entwickelt, darauf ist sie stolz: Sie lässt das Theremin klingen wie eine von Jimi Hendrix gespielte, verzerrte E-Gitarre, schrill und kreischend. „Das macht bisher sonst keiner“, sagt sie, und Hendrix ist ihr Vorbild.
Der Weg dorthin war auch räumlich nicht einfach. Ihre Lehrerinnen Lydie Kavina und Carolina Eyck besuchte Razani auf deren Konzerten und ließ sich am Rande unterrichten. Mittlerweile gibt sie selber Stunden.
Dass sie durchaus auch klassisch klingen kann, bewies sie im letzten Jahr unter anderem in Zusammenarbeit mit The Manhatten Transfer und dem WDR Funkhausorchester. Kürzlich nahm sie das Werk ’Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen’ aus der Zauberflöte von Mozart auf. Im Konzerthaus Dortmund spielte sie die Star-Trek-Melodie mit Orchesterbegleitung und gastierte mit der Staatskapelle Weimar für die Uraufführung "Selma" bei den Altmark Festspielen.
Schon als Studentin nahm sie an einer Aufführung von Karlheinz Stockhausens „Sternenklang“ teil. Damals war noch das Saxophon ihr Hauptinstrument. Wie es zu dem Instrumenten-Wechsel kam? „Irgendwie habe ich das geträumt“, sagt die Wahl-Bochumerin.

Im Ruhrgebiet gehört sie seit Jahren zu den bekannten Künstlerinnen der Szene. Mit ihrer Band About Aphrodite bewegt sie sich zwischen Jazz, Rock und Dance. Außerdem ist sie langjähriges Mitglied des Kollektivs The Dorf und als solches regelmäßig im Dortmunder Domicil zu hören.
Das neue Projekt „Honey Bizarre“ geht bewusst andere Wege: Träumerischer ist der Sound, vor allem aber sind die Rhythmen klar tanzbarer. Gemeinsam mit ihrem langjährigen musikalischen Partner Hanzo Wanning, mit dem sie auch eine Sound-Branding-Agentur betriebt, ließ sie sich in einem alten Cockpit ablichten: ready for take off.
„Es gibt halt immer so Phasen und Schwerpunkte“, erklärt die Gilda Razani. Und: „Es macht Spaß, die Leute tanzen zu sehen.“
Im März erscheint das komplette Album beim Londoner Label Floating World Records, erste Performances in Bochum, Oberhausen und Duisburg sind geplant.