Im Profil: Hanna Fink

Dass die „hörbewusste Szene“ im Norden der Essener Innenstadt einen festen Anlaufpunkt hat, ist unter anderem ihr Verdienst. Hanna Fink lenkt als Vorstandsvorsitzende die Geschicke der Neuen Musik Zentrale und leistet auch sonst auf vielfältige Weise musikalische Hilfestellung.

Neulich war wieder so ein offener Kuratoriumsabend: Ein junger Komponist suchte nach Ideen für ein Projekt. Zwei Instrumentalistinnen hatten diese Idee schon, wussten aber nicht, wie sie die nötigen Fördergelder für die Realisierung auftreiben. In der Neue Musik Zentrale fanden sie beides: ein offenes Ohr und praktische Tipps.

Beherzt hatte eine Gruppe junger Musikschaffender vor fünf Jahren den Vorsitz der Gesellschaft für Neue Musik Ruhr übernommen, die schon 1989 gegründet, zuletzt aber ein wenig in die Jahre gekommen war. Seither wurden neue Kontakte geknüpft und das Angebot erweitert. Unter dem Vorsitz von Hanna Fink, die auch im Essener Kulturbeirat sitzt, wurde institutionelle Förderung erwirkt und ein Vereinsraum, die Neue Musik Zentrale im Nordviertel, geschaffen, verbunden mit der Aufgabe, ein Sprachrohr für die Szene der Musikerinnen und Musiker der Neuen Musik zu sein.

Fink kommt dem mit ihren Mistreitenden gern nach, stilistisch und organisatorisch offen – und im Rahmen dessen, was die anderen Tätigkeiten zulassen. Und das ist so einiges. Hanna Fink unterrichtet Musiktheorie an der Folkwang Universität der Künste, managed das Ensemble hand werk, schreibt für das Magazin NOIES und ist Mitglieder der Redaktion der MusikTexte. 

Vorsitzende der Gesellschaft für Neue Musik Ruhr (GNMR), die die Neue Musik Zentrale betreibt, sei sie „leidenschaftlich gern“: „Es braucht ein starkes Netzwerk. Es gibt so viele Leute mit guten Ideen, die aber total verloren sind und nicht wissen, wie sie an Gelder oder Aufführungsmöglichkeiten kommen“.
Auch das Verständnis für Neue Musik habe sich im Laufe der Zeit gewandelt. Hanna Fink: „Ich sehe keinen Gegensatz mehr zwischen akademisch und nicht akademisch. Niemand hat was gegen akademische Musik, wenn sie gut ist. Und wir diskutieren auch nicht mehr darüber, wenn wir mal einen poppigen Abend haben.“ Ziel sei einfach, „dass es Qualität hat und auch Raum schafft für Experimente“.

Einen Querschnitt durch die Musik der Gesellschaft für Neue Musik Ruhr liefert die das Jubiläumskonzert am 27. September in der Essener Zentralbibliothek, wo sowohl Werke von Gründungsmitgliedern der GNMR als auch zwei Uraufführungen von Komponist:innen der jüngeren Generation, die die Arbeit des Vereins in den letzten Jahren geprägt haben, auf dem Programm stehen werden.